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Jugenderinnerungen

In letzter Zeit werde ich immer wieder an Dinge aus meiner Jugend erinnert, die ich schon lange vergessen hatte.

Zahnspangen: Wer es nicht selbst mitgemacht hat, kann sich nicht vorstellen, welche Qualen es bedeutete, eine feste Zahnspange im Mund zu haben. Am Anfang wurden Gipsabdrücke von den Zähnen gemacht. Das Schmerzhafte hierbei war, dass die Zahnarzthelferinnen immer viel zu kleine Schienen auswählten, mit denen der Kunststoff gegen die Zähne gedrückt wurde. Hierbei wurde jedesmal das Zahnfleisch verwundet. Außerdem schien es den unaufmerksamen Frauen selten aufzufallen, dass ich dabei keine Luft bekam und nur noch vor mich hin röchelte.

Auf jedem Zahn wurde kleine Metallteile befestigt, die als Schiene für einen Draht dienten. Um diese Teile zu befestigen wurde der Zahnschmelz abgeschliffen und dann mit aggressivem Kleb das Metallstück befestigt. Die Dämpfe des Klebs waren bestimmt auch nicht gerade gesund.

Wenn der Kleb getrocknet war wurde ein Draht durch die Metallteile gezogen. Dieser wurde beim letzten Zahn jede Woche mehr gespannt. Hierdurch wurde ein enormer Druck auf die Zähne ausgeübt, was dazu führte, dass man mehrere Tage lang schreckliche Zahnschmerzen hatte und nicht mehr beissen konnte. Kein Wunder, dass Teens alle so mager sind ...

Wenn es einem ganz schlecht erging, dann wurden noch Gummies zwischen Ober- und Unterkiefer gespannt. Oder man bekam eine Außenklammer. Dazu bekam man Spezialmetallstücke an zwei Zähne, die ein Metallröhrchen befestigt hatten. In diese musste man die Drähte der Außenklammer jeden Tag selbst einfädeln, was zum einen fast unmöglich war und zum anderen auch wieder Schmerzen zur Folge hatte.

Am Ende der Behandlung waren zwar die Zähne schön angeordnet, aber dafür kaputt.

Gummihüpfen: In der Grundschule in den Pausen sind wir immer Gummi gehüpft. Hierzu verwendeten wir normalen Hosengummi, der an den Enden zusammengebunden wurde. Wir hatten verschiedene Hüpfregeln, die wir auf verschiedenen Höhen hüpften. Es gab da Knöchel, Knie, Oberschenkel, Hüfte, Bauch und Achseln. Es war schon richtige Akrobatik, über die Gummis zu hüpfen und dabei auch noch die vorgegebenen Kunststückchen zu machen.

Normalerweise brauchte man drei Personen zum Gummihüpfen, zwei, die den Gummi mit ihren Beinen spannten und einen der hüpfte. War mal niemand zur Stelle, dann hat man einen Baum, als Personenersatz gewählt, oder zwei Stühle. Mit dem Hüpfen haben wir sicherlich auch viele Kalorien verbrannt. Da ich schon von mehreren Leuten angeschrieben wurde, ob ich denn nicht noch ein paar Hüpfsprüche kenne. Guckt mal unter Wikipedia nach Gummitwist.

Ich frage zur Zeit auch bei meinen Freundinnen mit Kindern rum, was die noch an Sprüchen können. Rollschuh laufen: Jedes Jahr zu Ostern bekam ich ein neues Paar Rollschuhe. Sie waren größenverstellbar und hatten schwarze Rollen und keine Stopper. Wir befestigten sie immer auf unseren Gummistiefeln, sodass wir barfuß oder mit Strümpfen direkt rein steigen konnten, ohne langes anschnallen. Die Schuhe standen immer entweder vor der Wohnungs- oder der Haustüre. Ich war eigentlich selten ohne Rollen auf der Straße unterwegs. Da es bei uns in dne Hof bergab und um die Kurve ging war es jeden Frühlich eine neue Herausforderung, dort hinunter zu fahren. Man wußte ja auch nie, was einen dort unten um die Kurve erwartete. Irgendwann war ich so weit, dass ich den kompletten Hang rückwärts runter fahren konnte. Die vielen Kurven sorgten dafür, dass die Rollen vorne innen immer zuerst abgefahren waren und man irgendwann mit dem Metall auf dem Boden schleifte. Deshalb brauchte ich auch jedes Jahr neue Schuhe. Die Rollen konnte man damals nicht auswechseln. Ich erinnere mich auch, dass wir immer mit den Rollen bis vor den Sandkasten fuhren.

Sandkasten: Wir hatten einen tollen Sandkasten hinter dem Haus. Das besondere war, dass er sehr tief war, sodass man richtig tief graben konnte. Wir bauten oft eine riesige Burg mit vielen Tunneln oder auch Pilotensitze. Die Schaufeln dienten dann als Kupplung oder Steuerelemente. Wir waren dann Raumschiffpiloten...

Wiesenschaumkrautpflücken: Wir wohnten direkt neben vielen grünen Wiesen und Feldern. Wenn das Wiesenschaumkraut blühte, dann zogen Pina und ich los, die größten Blumensträuße für unsere Mütter zu pflücken. Dabei bestand die Herausforderung immer darin, einen Stängel zu finden, der möglichst viele Blüten hatte. 12-15 war sehr gut. Es gibt verschiedene Farbnuancen bei den Blüten. Sie sind alle zwischen weiß und lila. Die Hellsten waren am begehrtesten.

Löwenzahnfrisieren: Angeblich ist Löwenzahn ein Unkraut. Pina und ich hatten eine tolle Verwendung dafür gefunden. Wenn sie in größter Blüte standen schnappten wir uns einen Kamm und Schere und zogen los, um den Löwenzahnblüten eine schönere Frisur zu verpassen. Wir sprachen mit ihnen, zufrieden sie mit ihrer Frisur waren und dann schnitten wir los. Jede Blüte bekam eine individuelle Frisur. Das machte wirklich Spaß.

Schnee: Ich glaube, so richtig gemocht habe ich Schnee nie. Ich erinnere mich, dass wir Anfang der 80er mal so richtig viel Schnee hatten, dass wir sogar Iglus bauen konnten, die mehrere Wochen stehen blieben. Wir wohnten direkt am Hang und hatten viel Wiese vor dem Haus. Dort fuhren wir im Winter Schlitten und dort machte ich auch meine erste Skierfahrung. Meine Brüder bauten tollen Schanzen (teilweise auch Doppelschanzen) über die wir mit unseren Schlitten hechteten.

Weniger toll war es allerdings, wenn wir im Winter zur Schule mussten. Auf dem Weg zur Grundschule holte ich immer Pina ab und ging dabei durch deren Garten. Ich sparte mir so ca. 1 km Weg. Doch im Winter war die Gartentür oft zugefroren, sodass Pinas Mutter raus kommen musste und mit Feuer das Scharnier enteisen. Als ich dann auf das Gymnasium ging war es im Winter oft eine richtige Qual, überhaupt bis zur Bushaltestelle zu kommen. Es ging nur bergab und die Straße wurde seltenst geräumt, da ich in einer Sackgasse wohnte. Es gab aber auch nichts, wo man sich fest halten konnte und wenn der Boden so richtig vereist war, blieb mir nichts anderes übrig, als mich auf meinen Schulranzen zu setzen und den Weg rutschend zurückzulegen.

Merkwürdig war, dass der Winter bei uns in der Straße immer am schlimmsten war. Es war ein Nordhang und teilweise kamen Quellen aus dem Boden, die das Eis erzeugten.

Noch heute ist bei meinen Eltern immer ein paar Grad kälter als bei mir und im Winter immer vereist vor dem Haus, während ich vom Winter gar nichts mitbekomme.

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Letztes Update 17.04.2007
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